Wie viel Protein braucht mein Kleinkind?

Welche Rolle Protein in der Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern spielt und wie man dies im Alltag berücksichtigt, beschäftigt Eltern. Hier erfährst du wieviel Protein die Minis täglich benötigen und welche Lebensmittelgruppen dies liefern.

Warum Protein wichtig ist

Wir sprechen viel über Protein. Tatsächlich sind wir vielleicht ein bisschen besessen von davon. Was ist also die das Wichtige an Protein, besonders wenn es um Babys und Kleinkinder geht?

Protein ist ein essentieller Makronährstoff (zusammen mit Fett und Kohlenhydraten). Es ist für Wachstum und Entwicklung erforderlich, wird zur Reparatur von Gewebe verwendet und bildet das Gerüst von Enzymen.

Bei all der „Proteinangst“ scheint es, als würden wir nicht genug davon bekommen. Aber in Wirklichkeit essen die meisten Menschen mehr Protein, als sie eigentlich brauchen. Wer Fleisch, Fisch und Milchprodukte täglich verzehrt, hat auf jeden Fall genug Protein – wenn nicht zu viel auf dem Teller. Und auch wer sich und seine Kinder vorwiegend oder ausschließlich pflanzlich ernährt, ist in der Regel ausreichend mit Protein versorgt. Hier bedarf es an ein bisschen Wissen über Ernährung, um sich mit allen Nährstoffen zu versorgen, die Umsetzung ist aber dann kein Problem.
Protein Unterversorgung bei Kindern habe ich bei meiner Arbeit in Indien gesehen – bei uns ist dies glücklicherweise von untergeordneter Bedeutung.

Proteinbedarf von Babies und Kleinkindern

Säuglinge und Kleinkinder benötigen im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht mehr Protein als Erwachsene. Das macht Sinn, denn in dieser Lebensphase muss besonders viel Energie und Substanz in den Wachstumsprozess investiert werden.

Der Proteinbedarf singt mit dem Alter:

7-12 Monate: 1,2g/ kg
1-4 Jahre: 1g/kg
Erwachsene: 0,8g/kg

In den ersten sechs Lebensmonaten sollten Säuglinge ihren Proteinbedarf durch Muttermilch oder Säuglingsanfangsnahrung decken. Zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat können Säuglinge beginnen, an altersgerechte feste (pürierte) Nahrungsmittel herangeführt zu werden. Ziel ist es den Geschmack zu entwickeln und die Muskulatur für die Aufnahme von Nahrung zu trainieren. Zudem können diese ersten Versuche auch gute Proteinquellen sein. Zum Beispiel eine pürierte Mischung aus Süßkartoffeln und Vollkornreis, Erdnussbutter und Banane oder weißen Bohnen mit Spinat.

Im Kleinkindalter können die meisten Kinder ihren Proteinbedarf durch feste Nahrung decken. Folgemilch oder Kuhmilch als Mahlzeit oder Zwischenmahlzeit sind dafür in der Regel nicht erforderlich!

Was passiert bei zu hohem Proteinverzehr?

Studien zeigen, dass die Proteinzufuhr bei Kindern in Deutschland in allen Altersgruppen über dem errechneten Proteinbedarf liegt. Eine Angst der Unterversorgung ist also glücklicherweise unbegründet. Jedoch sollten wir uns Gedanken machen, über ein ZU VIEL an Protein in der täglichen Ernährung. Zu viel Protein ist für Kinder nicht gesund.

Die Wissenschaft zeigt zunehmend Zusammenhänge zwischen einer Proteinüberversorgung und dem Risiko für Übergewicht im später im Leben auf.  Also sollte bei unseren Kindern der Fokus auf pflanzlichen Proteinquellen liegen – das hilft ganz automatisch dabei eine zu hohe Proteinen Aufnahme zu vermeiden.  

Woran orientiere ich mich im Alltag zur Proteinversorgung?

Wie bei Erwachsenen auch, ist es am einfachsten sich an den Lebensmittelgruppen zu orientieren: Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte und Nüsse sind pflanzliche Proteinquellen. Bei den Tierischen sind es Fleisch, Fisch, Ei und Milchprodukte.

Fun Fact: Die Hauptproteinquelle von Kleinkindern ist Brot! Vollkorngetreide hat besonders viel Protein – mehr als weißes Mehl.

Proteine und deren Aminosäuren sind in allen Lebensmitteln unterschiedlich verteilt. Protein aus tierischen Quellen kann vom Körper effizienter genutzt werden. Auch pflanzliche Proteine liefern alle Aminosäuren. Die beiden Hauptlieferanten für pflanzliche Proteine sind Getreide und Hülsenfrüchte. Getreide enthalten typischerweise mehr der essentiellen Aminosäure Lysin und wenig Methionin und bei Hülsenfrüchten ist es umgekehrt der Fall. Diese müssen nicht mit jeder Mahlzeit kombiniert werden. Man sollte jedoch darauf achten im Laufe des Tages verschiedenen Quellen auszuwählen.

Insbesondere bei (vorwiegend) pflanzen-basierter Ernährung, sorgt eine Kombination von Lebensmittelgruppe dafür, alle Proteinbausteine zu sich zu nehmen. Beispielsweise Brot mit Hummus oder Linsenaufstrich oder Linsen mit Reis.

Ich denke dieses Rechenbeispiel zeigt, dass ein Kind in jeder Ernährungsform leicht ausreichend Proteine aufnehmen kann.

Ein 12 Monate altes Kind, das 9kg wiegt, benötigt 9g Protein pro Tag. Dieser Bedarf könnte aus jeglicher Kombination dieser Lebensmittel gedeckt werden:

 

50g Haferflocken -> 6.5g Protein
50g Vollkornnudeln -> 2g
1 Scheibe Roggenvollkornbrot -> 4-6g
30g Kidneybohnen -> 3g
1 Ei -> 6g Protein
30g Hähnchen -> 6g Protein
100ml Kuhmilch -> 3g Protein
100ml Sojamilch -> 3g Protein
3 Würfelchen Tofu -> 2g Protein

 

Fazit:

Die meisten Kinder nehmen wesentlich mehr Protein zu sich, als sie benötigen. Ohne sich zu sehr auf eine Mengenangabe zum täglich verzehr zu konzentrieren, kann man sich ganz einfach an den proteinreichen Lebensmittelgruppen orientieren: Getreide und Hülsenfrüchte, Fleisch, Fisch, Ei und Milchprodukte.

 

Disclaimer: diese Angaben beziehen sich auf gesunde normal entwickelte Kinder. Anderen Falls bitte den Empfehlungen des behandelnden Arztes folgen.