Sind „Süße aus Früchten“ und „zuckerfreie“ Produkte wirklich gesund?

Zugesetzte Zucker begegnen uns täglich in zahlreichen verarbeiteten Lebensmitteln von Müslis und Joghurts bis hin zu Asia-Soßen und Pizza. Die „Süße aus Früchten“ und „zuckerfreie“ Produkte bieten vermeintlich gesündere Alternativen, doch sind sie wirklich so viel gesünder wie die Bezeichnungen suggerieren?

Zuckerfrei und Diabetiker-/Light-Produkte

Ist „zuckerfrei“ wirklich immer frei von Zucker? Manche meinen damit lediglich „frei von raffiniertem Zucker“, andere verstehen es als „frei von allen zugesetzten Zuckern“. Wieder andere verzichten selbst auf Obst, um wirklich jeden Zuckerzusatz zu vermeiden. Was ist nun wirklich notwendig für eine gesunde Ernährung? Am sinnvollsten ist zweifelsohne die Reduktion von allen freien Zuckern unabhängig von ihrem Ursprung.

Die erlaubte Verwendung des Ausdrucks „Zuckerfrei“ durch die Lebensmittelindustrie ist noch mal etwas ganz anderes: „Zuckerfreien“ oder „zuckerarmen“ Lebensmitteln dürfen zum Beispiel Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit zugesetzt sein. (mehr zu den verschiedenen Zuckerarten hier) Es ist hier also eine Frage der Benennung. Sorbit wird als Zuckeraustauschstoff auf dem Etikett nicht als „Zucker“ bezeichnet”.

„Zuckerarme“ Konfitüre hat eine geringere Menge an Kalorien als die normale Variante – eine wirklich gesunde Option stellt sie dennoch nicht dar. Diese Produkt suggerieren einen gesundheitlichen Vorteil und das Einsparen von Kalorien durch eine reduzierte Menge an Zucker. Jahrzehntelang wurden so Diabetikerprodukte beworben, doch das ist veraltet und irreführend. Die eingesetzten Zucker fördern die Entstehung von Adipositas, Fettleber und Blähungen.

Das Problem der Fruktose

Noch vor einigen Jahren wurde der Zusatz von Fruktose noch als diabetiker-freundlich eingestuft und entsprechend beworben, zum Beispiel bei Marmeladen. Inzwischen hat sich die wissenschaftliche Sicht auf die gesundheitlichen Auswirkungen zu hohen Fruktoseverzehrs geändert. Fruktose (Fruchtzucker) ist natürlicher Bestandteil in Früchten und z.B. Agavendicksaft oder Maissirup (HFCS). Da Fruktose anders als andere Zucker vom Darm in den Blutstrom aufgenommen wird und zudem verschieden verstoffwechselt wird, ergeben sich zwei Probleme:

  • Eine zu hohe Menge an Fruktose kann die individuelle Grenze der Fruktose-Verdauung überschreiten und zu Durchfall und Blähungen führen. Diese Menge wird insbesondere durch Lebensmittel, denen freie Fruktose zugesetzt ist, leicht überschritten. (Oftmals bei Reizdarmpatienten ein Haupttrigger!)
  • Für den Fruktosestoffwechsel benötigt der menschliche Organismus im Gegensatz zu dem bei Glukose kein Insulin. Deshalb wird es mit seinen Abkömmlingen, den Zuckeraustauschstoffen (Sorbit, Xylit, etc.), seit Jahrzehnten Diabetiker- und Lightprodukten zugesetzt. Ein hoher Verzehr von diesen Zuckern begünstigt die Entstehung einer Fettleber und die Entstehung von Diabetes. Durch die fehlende Insulinantwort wird das Sättigungsgefühl weniger ausgebildet, was zu einem Überverzehr führen kann.

Unbedingt abzugrenzen sind diese freien – also zugefügten – Zucker von der Fruktose in frischen Früchten. Wir sprechen hier vornehmlich von den freien Zuckern! Zugesetzte Fruktose sollte hingegen reduziert werden. Viel freie Fruktose steckt z.B. in Honig, Agavensirup Glukose-Fruktose-Sirup, Fruktose und HFCS. Auch hat Trockenobst eine große Menge an Fruktose und sollte dementsprechend sparsam eingesetzt werden.  

Health Claims bei Zucker verstehen

Health Claims sind zugelassene Werbeaussagen in Bezug auf gesundheitliche Vorteile von Lebensmitteln, basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Besonders in Müslis, Cerealien, Soßen und Brot sind oftmals große Mengen an Zuckern versteckt. Häufig findet sich auf dem Etikett die Aussage „Ohne Zuckerzusatz“ oder „Süße aus Früchten“. Dies bedeutet, dass keine freien Zucker hinzugefügt wurden. Bei genauerer Betrachtung stellt man jedoch fest, dass die enthaltenen Mengen an Trockenobst doch eine große Portion an Zucker liefern.

Ist keine Aussage zum Zusatz von Zucker (Health Claim) gemacht, ist bei Müslis davon auszugehen, dass zugesetzte Zucker z.B. Rohrzucker oder Fruktosesirup auf der Zutatenliste stehen.

Takeaways zur Umsetzung:

  • Der regelmäßige Verzehr von großen Mengen an zugesetzten Zuckern, die viel Fruktose enthalten (wie Agavendicksaft, Maissirup), fördert die Entstehung von Übergewicht und Diabetes. Deshalb sollte besonders zugesetzte Fruktose reduziert werden.
  • „Zuckerfrei“ und „zuckerarm“ bedeutet nicht unbedingt, dass die Lebensmittel gesünder oder kalorienarm sind.
  • Müslis am besten selbst mischen, dann kann man sich die Zutaten und Mengen vor Augen führen und bewusst auswählen.